Was ist Wacholder?
Wusstest Du, dass der weltberühmte englische Gin aus Wacholderbeeren hergestellt wird? Die blauen, essbaren Beeren, die streng genommen Zapfen und keine Beeren sind, verleihen dem Gin gemeinsam mit weiteren Kräutern seine verdauungsfördernden Eigenschaften. Wacholder leitet sich vom Althochdeutschen „wechalter“ ab, was so viel wie „Muntermacher“ bedeutet. Der Echte oder Gemeine Wacholder (Juniperus communis), der auch als Jachelbeerstrauch oder Weihrauchbaum bezeichnet wird, zählt zur Familie der Zypressengewächse. Es gibt weltweit etwa 60 Wacholder-Arten, darunter den Chinesischen Wacholder und den Japanischen Kriech-Wacholder. Mit etwas Glück kann der Nadelbaum ein biblisches Alter von 2000 Jahren erreichen, womit er zu den ältesten Bäumen der Welt gehört.
Wacholder – Baum oder Strauch?
Der Echte Wacholder ist ein Gestaltenwandler: Er kann sowohl als Baum als auch als Strauch wachsen, eine säulenförmige oder buschige Gestalt annehmen oder flach bis ganz niederliegend wachsen. Der strauchförmige Wacholder wächst bis zu 5 Meter hoch. Die seltener vorkommenden baumartigen Wuchsformen können zwischen 10 und 15 Metern hoch werden. Die Heilpflanze, die auch als Zypresse des Nordens bezeichnet wird, bevorzugt sonnige Standorte, weshalb sie wild auf Heiden, Sand-, Fels- und Schotterfluren sowie in lichten Wäldern wächst. In Deutschland hat der Wacholder sich rar gemacht. Hier findet man ihn wild hauptsächlich in der Lüneburger Heide. Meist wird er aber in Gärten angebaut.
Die Blätter des Wacholders sind grüne Nadeln. In der Blütezeit von April bis Juni bringt die Heilpflanze gelbliche Blüten hervor. Die blauen Früchte – die „Wacholderbeeren“ – sind botanisch gesehen Zapfen, die lediglich das Aussehen von Beeren haben.
Inhaltsstoffe von Wacholder
Zu den Inhaltsstoffen mit Heilwirkung gehört allen voran das ätherische Öl des Wacholders. Dies enthält zum Beispiel die Substanzen α-Pinen, Sabinen und Myrcen. Des Weiteren kommen Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe (wie Juniperin), aber auch Kampfer, Zitronensäure, Harz, Linolensäure, Oxalsäure, Terpineol und Umbelliferon in der Heilpflanze vor.
Wacholder Wirkung
Wacholder ist eine vielseitig einsetzbare Heilpflanze, die bei den unterschiedlichsten Erkrankungen und Beschwerden helfen kann.
Wacholder bei Atemwegserkrankungen: Hilfe bei Bronchitis, Erkältung und Husten
Wacholder-Präparate – beispielsweise das Wacholderöl als Badezusatz, Wacholder-Tee oder die Tinktur – werden in der Volksmedizin bei Atemwegsinfekten wie Bronchitis, Erkältungskrankheiten und Husten eingesetzt. Die Inhaltsstoffe des Wacholders lösen den festen Schleim in den Bronchien und erleichtern so das Abhusten. Zudem wird die Bildung von neuem Schleim gehemmt. Die antibakterielle Wirkung von Wacholder kann verhindern, dass sich zu einer viralen Infektion noch eine bakterielle hinzugesellt.
Wacholder bei Magenschmerzen, Blähungen und Völlegefühl
Wacholder – beispielsweise als Tee oder Wacholderöl – kann die Muskulatur im Magen-Darmtrakt entspannen und die Verdauung anregen, wodurch leichte Verdauungsbeschwerden wie Bauchkrämpfe, Magenschmerzen, Blähungen und Völlegefühl gelindert werden können. Außerdem soll Wacholderöl laut Naturmedizinern den Appetit bei Appetitlosigkeit steigern helfen. Dies ist gerade für ältere oder kranke Personen wichtig, die dann schnell an Gewicht verlieren können. Wacholder ist aber auch ein pflanzliches Mittel, um die Symptome bei einer generellen Verdauungsschwäche, bei Sodbrennen, bei einer Magenentzündung oder Darmentzündung abzuschwächen.
Wacholder bei Blasenentzündung und zur Entgiftung
Wacholderbeeren haben auch eine harntreibende Wirkung, weshalb sie bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege wie einer beginnenden Blasenentzündung helfen können. Dadurch, dass mehr Harn gebildet wird, werden Harnröhre und Blase verstärkt durchgespült, wodurch Keime wie Bakterien schneller ausgeschieden werden. Auch die Funktion der Nieren wird angeregt, wodurch die unangenehmen Schmerzen beim Wasserlassen schneller nachlassen können. Aufgrund der antibakteriellen Wirkung von Wacholder, hemmt die Heilpflanze die Vermehrung von Bakterien.
Heilpraktiker empfehlen die Einnahme von Wacholder-Präparaten wie Wacholder-Tee ebenso bei Blasengrieß und Blasensteinen. In der Volksmedizin nutzt man Präparate mit dem Extrakt aus Wacholderbeeren aufgrund ihrer harntreibenden und schweißtreibenden Wirkung zur Entwässerung und Entschlackung, beispielsweise im Rahmen einer Frühjahrskur oder bei Wassersucht. Bei einer Entschlackung unterstützen die Inhaltsstoffe der Wacholderbeeren den Körper, weil sie das Blut reinigen helfen und blutbildend wirken.
Wacholder bei Migräne, Kopfschmerzen, Diabetes
Da Wacholder den Stoffwechsel insgesamt anregt und eine schmerzlindernde Heilwirkung besitzt, gilt der Tee in der Volksmedizin als traditionelles Hausmittel gegen Kopfschmerzen und Migräne. Insgesamt soll durch Wacholder der Kreislauf gestärkt werden. Sogar den Blutzucker soll die Heilpflanze senken helfen, weshalb sie von Naturmedizinern als begleitendes pflanzliches Mittel eingesetzt wird, um leichte Formen von Diabetes zu lindern.
Wacholder bei Rheuma, Arthritis, Gicht, Muskelverspannungen
Die schmerzlindernden Eigenschaften von Wacholder werden in der Naturmedizin genutzt, um Gelenkschmerzen wie sie bei Rheuma, Arthritis und Gicht auftreten, zu reduzieren. Wendet man beispielsweise die Wacholder-Salbe oder das Wacholderöl äußerlich an, können Kniegelenksschmerzen oder Schmerzen am Hüftgelenk abgemildert werden. Ebenso ist es möglich, mit Wacholderöl oder einer Wacholder-Creme Muskelschmerzen aufgrund verspannter Muskeln, Rückenschmerzen oder Ischiasschmerzen zu reduzieren.
Die Wacholder-Kur nach Kneipp
Ein Hausmittel, um rheumatischen Beschwerden oder Muskelverspannungen entgegenzuwirken oder den Körper zu entschlacken, ist die 23-tägige Wacholderkur nach Kneipp: Dazu beginnst Du am ersten Tag mit 4 Wacholderbeeren und steigerst die Einnahme bis zum 12. Tag um täglich eine Beere, sodass Du am 12. Tag 13 Beeren einnimmst. Danach reduzierst Du wieder täglich um 1 Beere, sodass Du am Tag 23 wieder bei 4 Beeren angelangt bist. Besprich diese Kur mit einem Arzt, da die Beeren in zu großer Zahl eingenommen die Nieren reizen können.
Anwendung und Dosierung von Wacholder
Verwendet werden vom Wacholder die Beeren, zuweilen aber auch die Triebspitzen, die Zweige und die Wurzel. Du kannst sowohl die frischen als auch die getrockneten Wacholderbeeren essen. Daneben gibt es in der Apotheke, in Drogerien oder im Online-Handel neben Wacholder-Tee diverse Fertigpräparate aus Wacholderbeeren wie Sirup, Tinktur, Kapseln, Creme und Salbe zu kaufen. Du kannst mit Wacholder-Tee oder Wacholder-Tinktur ein Fußbad, ein Vollbad oder Umschläge machen, um damit beispielsweise schmerzenden Gelenken oder Muskeln entgegenzuwirken.
Informiere Dich über die genaue Dosierung anhand der Packungsbeilage des jeweiligen Wacholder-Präparats oder beim Apotheker. Die Tagesdosis für Wacholderbeeren liegt zwischen 4 und 6 Gramm (maximal 10 Beeren). Von der Tinktur nimmst Du 3 Mal täglich 10 Tropfen ein, vom Wacholderöl zwischen 5 und 10 Tropfen 3 Mal täglich. Um eine Überdosierung und damit Nierenprobleme zu vermeiden, sollte die Einnahme von Wacholder-Präparaten nicht länger als 3 bis 4 Wochen am Stück erfolgen.
Wacholder-Sirup für Kinder: Hausmittel bei Husten selbst gemacht
Gerade wenn Kinder unter Husten leiden, kann ein Wacholder-Sirup für Abhilfe sorgen und die Symptome lindern. Seine leicht süßliche Note überzeugt sowohl die Kleinen als auch die Großen. Um selber einen Wacholder-Sirup zu machen, nimmst Du 100 Gramm frische oder getrocknete Wacholderbeeren und zerquetschst sie. Im Anschluss gibst Du 400 Milliliter kochendes Wasser über die Beeren. Lass die Mischung über Nacht bedeckt ziehen. Am darauffolgenden Tag erhitzt Du das Ganze langsam und lässt es kurz aufkochen. Dann durch ein Sieb streichen und nochmals kurz aufkochen. Dann je nach Belieben Zucker oder Honig hinzufügen. Kinder nehmen von dem fertigen Wacholder-Sirup 2 Teelöffel pro Tag, Erwachsene 4.
Wacholder-Tee
Um Dir einen Wacholder-Tee zuzubereiten, nimmst Du 1 Teelöffel der zerquetschten Beeren auf 1 Tasse und übergießt diese mit kochendem Wasser. Nach 5 bis 10 Minuten abseihen. Vom Wacholder-Tee 2 oder 3 Mal täglich eine Tasse trinken. Wacholderbeeren kommen auch in Teemischungen, etwa in Kombination mit Gewürzen wie Zimt und Kardamom vor.
Wacholder – natürliche Abwehr von Mücken
Das ätherische Öl im Wacholder soll dafür sorgen, dass Mücken dem Menschen fernbleiben. Einfach das Sieb eines Räucherstövchens mit getrockneten Wacholderzweigen befüllen und das Teelicht anzünden.
Wacholder in der Küche
Wacholderbeeren werden in der Küche einerseits zu Schnaps und Likör – beispielsweise Gin – verarbeitet und auch beim Grillen verwendet. Die Beeren oder Zweige auf den Grill gelegt, verleihen sowohl dem Grillfleisch als auch gegrilltem Fisch ein angenehm harziges Aroma. Auch zum Kochen, etwa zum Würzen von Wildgerichten, Sauerkraut, Gurken oder Roten Rüben sind Wacholderbeeren beliebt.
Was ist bei der Anwendung von Wacholder zu beachten? Gibt es Nebenwirkungen?
Um Nierenproblemen vorzubeugen, solltest Du Wacholder-Präparate verwenden, die wenig Pinene enthalten. Die Schulmedizin rät von einem Einsatz von Wacholderbeeren während der Schwangerschaft, Stillzeit und bei entzündlichen Nierenerkrankungen ab. Auch bei der Einnahme von entwässernden Medikamenten sollte Wacholder nicht angewendet werden, ebenso wenig wie bei einer bekannten Allergie gegen die Heilpflanze. Die Einnahme von Wacholder-Präparaten oder Wacholderbeeren ist zeitlich auf einige wenige Wochen zu begrenzen.