Starkes Übergewicht (Adipositas): Ursachen, Symptome und Behandlung

Adipositas ist der medizinische Fachbegriff für starkes Übergewicht und Fettleibigkeit ab einem BMI von 30. Es handelt sich dabei sogar um eine chronische Erkrankung. Betroffene entwickeln neben Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Herzkreislauf-Erkrankungen, Atemstörungen und Lebererkrankungen auch oft psychische Beschwerden – z.B. durch eine Stigmatisierung im sozialen Umfeld.

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Informiere dich hier zu wirksamen Behandlungsmöglichkeiten: Ernährungsumstellung, gezielte Bewegung, psychologisch unterstützende Maßnahmen, Medikamente und operative Verfahren.

Was ist Adipositas?

Von Adipositas wird gesprochen, wenn der Body-Mass-Index (BMI) über 30 liegt. Der BMI ist eine Richtlinie zur Beurteilung des Körpergewichts. Er wird mithilfe der folgenden Formel berechnet: 

Körpergewicht in Kilogramm, geteilt durch Körpergröße zum Quadrat. Ein Rechenbeispiel für eine Person mit 94 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,70 Meter lautet: 

94: (1,75 x 1,75) = 30,7.

In diesem Beispiel liegt der BMI mit 30,7 im Bereich von Adipositas.

EinteilungBMI in kg/m2
Normalgewicht18,5–24,9 
Übergewicht25–29,9
Adipositasüber 30 
Adipositas Grad I30–34,9 
Adipositas Grad II35–39,9
Adipositas Grad IIIüber 40 

Im Netz gibt es verschiedene BMI-Rechner, die meistens noch das Alter und teilweise das Gewicht berücksichtigen. Ganz genau ist der BMI allerdings nicht, denn er beurteilt den Anteil des Körperfetts nicht. Muskuläre, sportliche Menschen mit viel Muskelmasse können einen ebenso großen BMI haben wie eine Person, die viel Körperfett hat. Da aber besonders Bauchfett mit einem größeren gesundheitlichen Risiko assoziiert ist, kann der Bauchumfang (mit einem Maßband gemessen) zusätzliche Informationen liefern.

Ein Bauchumfang über 94 Zentimetern bei Männern und 80 Zentimetern bei Frauen gilt als potenziell gesundheitsschädlich. Ab Bauchumfängen von 102 und 88 Zentimetern besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen und andere Krankheiten. 

Noch genauer ist die Waist-to-Height-Ratio (WHtR): Der Bauchumfang in Zentimeter wird durch die Körpergröße in Zentimetern geteilt. Der Wert sollte bei Menschen unter 50 Jahren nicht über 0,5 liegen. Bei älteren Patient:innen ist der Grenzwert 0,6.

Inneres Bauchfett (viszerales Fett), welches sich um die Bauchorgane herum bildet, wirkt hormonaktiv und fördert entzündliche Prozesse. Es wird ein Zusammenhang zwischen dem sichtbaren Unterhautfettgewebe und dem nicht sichtbaren inneren Bauchfett angenommen. 

Aufgrund des viszeralen Fetts bestehen vermutlich Zusammenhänge mit Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2, Krebserkrankungen, Depression, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Häufigkeit der Adipositas

Die Hälfte aller Deutschen gilt als übergewichtig, etwa 24 Prozent mit einem BMI über 30 sogar als stark übergewichtig (adipös). Bei Kindern und Jugendlichen sind 6 Prozent von Übergewicht betroffen.

Adipositas: Ursachen, Auslöser und Risikofaktoren

Die häufigste Ursache von Adipositas ist eine sehr kalorienreiche Ernährung in Kombination mit Bewegungsmangel. Werden mehr Kalorien aufgenommen als verbraucht, lagert der Körper Fett in Depots ein. 

In den westlichen Industrieländern haben wir meistens schnellen Zugriff auf hochkalorische Lebensmittel wie Süßigkeiten, Pizza, Pommes und Co. Viele Fertiggerichte enthalten viel Zucker, Fett und Salz und erzeugen Glücksgefühle, die süchtig machen. Dadurch kann ein ungesundes Essverhalten maßgeblich verstärkt werden. 

Auch Alkohol enthält sehr viele Kalorien und fördert Folgeerkrankungen wie eine Fettstoffwechselstörung, Bauchspeicheldrüsen- und Lebererkrankungen.

Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt, vermutlich tragen eine ganze Reihe von Faktoren zur Entstehung der Adipositas bei. Weitere Ursachen können sein: 

  • Genetische Veranlagung
  • Bewegungsmangel: überwiegend sitzende Tätigkeiten, keine regelmäßige körperliche Ertüchtigung/ Sport
  • Bestimmte Erkrankungen: Schilddrüsenunterfunktion, Morbus Cushing (erhöhte Kortisonproduktion), Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS), Essstörungen oder andere psychische Erkrankungen, Testosteronmangel, genetische Syndrome
  • Die Einnahme bestimmter Medikamente: Psychopharmaka, Insulin und andere Medikamente gegen Diabetes mellitus Typ 2, Betablocker, Medikamente gegen Epilepsie und Migräne, Kortison
  • Hormonumstellung während der Schwangerschaft oder der Wechseljahre

Adipositas: Symptome

Bei Adipositas hat sich viel Fett im Körper in Form von Fettdepots abgelagert. Das starke Übergewicht ist eine Mehrbelastung für den Körper und erhöht das Risiko für weitere Gesundheitsprobleme. Viele Organsysteme können davon betroffen sein. 

  • Kurzatmigkeit bei körperlicher Aktivität
  • Erhöhte Blutfettwerte (Fettstoffwechselstörung)
  • Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)
  • Beschwerden des Bewegungsapparates: Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Fußschmerzen
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Sodbrennen 
  • Krampfadern (Varizen)
  • Hautveränderungen: Dehnungsstreifen
  • Leber- und Gallenerkrankungen
  • Erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus Typ 2
  • Erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall
  • Gicht
  • Fettleber
  • Depression und Angststörungen

Adipositas: Wann zum Arzt oder zur Ärztin? 

Wenn dich dein Gewicht belastet und du Beschwerden hast oder ohne erkennbaren Grund Gewicht zunimmst. Starkes Übergewicht kann zu chronischen Folgeerkrankungen führen. Lass dich am besten frühzeitig zu Behandlungsmöglichkeiten beraten.

Adipositas: Diagnose

Die Diagnose wird anhand des erhöhten BMI gestellt. Auch der Bauchumfang kann gemessen werden. Im ärztlichen Gespräch können mögliche Ursachen des Übergewichts erfragt werden:

  • Wie lange besteht die Gewichtszunahme?
  • Wie sieht die Ernährung im Alltag aus?
  • Wie viel Bewegung/ Sport wird ausgeübt?
  • Sind Familienmitglieder ebenfalls von Übergewicht betroffen?
  • Werden Medikamente eingenommen?

Zur weiteren körperlichen Untersuchung gehören das Abhören von Herz und Lunge und die Messung des Blutdrucks. Je nach Krankengeschichte und Beschwerden können weitere Untersuchungen erforderlich sein.

Eine Blutuntersuchung zur Bewertung der Blutfettwerte und des Nüchternblutzuckers ist sinnvoll, um mögliche Folgeerkrankungen wie eine Fettstoffwechselstörung oder Diabetes mellitus Typ 2 zu untersuchen. 

Adipositas: Therapie

Bei Adipositas ist es wichtig, das Übergewicht deutlich zu senken und den Energiestoffwechsel wieder zu steigern. Um dauerhafte Erfolge zu haben, sollten Behandlungsstrategien eine langfristige Lebensstiländerung zum Ziel haben. Das Gewicht wird am besten langsam und anhaltend reduziert, um eine nachhaltige Verhaltensänderung zu erwirken. So kann ein Jo-Jo-Effekt, der vor allem bei stark kalorienreduzierten Diäten auftreten kann, vermieden werden.

Ernährungsumstellung

Eine Änderung der Essgewohnheiten erfordert eine gute Planung und Beratung, am besten durch eine Ernährungsberatung, die bei Adipositas in der Regel von den Krankenkassen bezahlt wird. Teil einer solchen Beratung können sein:

  • Die Vermittlung von Wissen über geeignete Lebensmittel
  • Mit welcher Tagesmenge eine Kalorienreduktion erreicht werden kann
  • Anregungen für eine abwechslungsreiche und vollwertige Ernährungsweise
  • Einkaufs- und Kochtipps

Bewegung

Bewegung ist eine sehr wichtige Säule, um Übergewicht zu reduzieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten Sport pro Woche. Das entspricht 30 Minuten täglich an fünf Tagen die Woche. Dafür eignen sich Ausdauersportarten wie Walking, Radfahren und Schwimmen, die auch gelenkschonend sind, sowie Kraftsport. Dabei kann ein Trainingsplan, der von einer Fachkraft erstellt wird, sehr nützlich sein.

Verhaltenstherapie

Oftmals haben sich bei Adipositas viele ungesunde Muster in den Alltag eingeschlichen. Emotionales Essen kann ein Thema sein, wenn man sich für negative Gefühle wie z. B. Stress, Überforderung, Trauer oder Wut mit Essen “entschädigt”. Möglicherweise sind die Auslöser tiefer liegend und können durch eine Verhaltenstherapie aufgelöst oder positiv beeinflusst werden. 

Medikamente

In Deutschland sind verschiedene Wirkstoffe zur Behandlung von Adipositas zugelassen. Sie sind verschreibungspflichtig und werden nur von Ärzt:innen verordnet. 

  • Orlistat
  • Liraglutid
  • Cathin
  • Amfepramon
  • Bupropion/ Naltrexon. 

Orlistat vermindert die Fettaufnahme aus der Nahrung, die anderen Wirkstoffe sollen über unterschiedliche Mechanismen den Appetit zügeln und so die Nahrungsaufnahme vermindern.

Operative Behandlungsoptionen

Ab einem BMI von 40 kg/m2 kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Es gibt unterschiedliche Operationsverfahren. Reversibel sind ein Magenband, bei dem ein Silikonband um den oberen Teil des Magens geschlungen und dieser damit verkleinert wird und ein mit Luft gefüllter Magenballon. Dieser wird bei einer Magenspiegelung in den Magen eingebracht und füllt einen Teil des Magens aus, sodass ein Sättigungsgefühl schneller eintritt. 

Es gibt derzeit auch zwei gängige dauerhafte Operationsverfahren zur Magenverkleinerung. 

Beide Methoden zielen darauf ab, den Magen zu verkleinern, sodass sich schon bei einer kleineren Nahrungsaufnahme ein Sättigungsgefühl einstellt und insgesamt deutlich weniger Kalorien aufgenommen werden.

Bei der Schlauchmagen-Operation (“Sleeve”) wird ein großer Teil des Magens entfernt, es bleibt ein Schlauch von der Größe einer Banane übrig. Eine andere Methode ist ein Magenbypass. Dabei wird der Magen so verkleinert, dass nur ein kleiner Rest verbleibt (Magentasche = Pouch). Der Dünndarm wird durchtrennt und der untere Teil mit der verbliebenen Magentasche verbunden. Das obere Dünndarmsegment wird wieder mit einem darunterliegenden Dünndarmabschnitt verbunden. 

Beide operativen Verfahren sind mit Risiken verbunden. Teilweise müssen nach der Operation Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, da die Mikronährstoffaufnahme aufgrund der verminderten Nahrungszufuhr geringer sein kann und zusätzlich die Nährstoffverwertung schlechter ist.

Ernährung bei Adipositas

Mit einer dauerhaften Änderung der Ernährung lassen sich die besten Resultate erzielen. Dabei geht es nicht primär um Kalorienzählen und schnelle Diäten, sondern um eine langfristige Änderung der Essgewohnheiten im Alltag. Dazu gehört auch, womöglich andere Lebensmittel in den Alltag zu integrieren – wie Vollkornprodukte – dafür andere gezielt wegzulassen oder nur in geringem Umfang zu genießen. 

Fertigprodukte, die viel Zucker, Salz und gesättigte Fettsäuren enthalten, sollten weitgehend gemieden werden. Stattdessen steht idealerweise der Verzehr von vollwertigen Lebensmitteln im Vordergrund, wenn möglich frisch gekocht. 

Auch die Struktur und Anzahl der Mahlzeiten sollte geprüft werden. Am besten sind zwei bis drei Hauptmahlzeiten mit möglichst wenig Zwischenmahlzeiten. Falls es doch einmal ein Zwischensnack sein soll, dann am besten kleingeschnittenes Gemüse wie Gurke oder Karotte. Seltener auch mal eine kleine Handvoll Nüsse zum Knabbern zwischendurch. Ansonsten gilt:

  • Lieber Vollkornprodukte: Vollkornbrot, Vollkornreis, Vollkornnudeln statt Produkte aus Weißmehl. Sie halten länger satt und enthalten wertvolle Ballaststoffe. 
  • Eiweiß (Protein) hat einen langen Sättigungseffekt. Gute pflanzliche Quellen mit einem hohen Proteingehalt sind Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen, Tofu, Tempeh oder Nüsse. Tierische Eiweiße sind in magerem Fleisch, Eiern, Fisch, Joghurt oder Käse enthalten. 
  • Hochwertige Fette wie Olivenöl, Rapsöl und Leinöl liefern Kalorien und nebenbei gesunde ungesättigte Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe. 
  • Trinken ist sehr wichtig! Mindestens 1,5 Liter ungesüßte Getränke pro Tag. Am besten eignen sich stilles Wasser und Tee. Oft ist vermeintlicher Appetit auch einfach Durst. Daher bietet es sich an, vor Mahlzeiten erstmal ein Glas Wasser zu trinken. 

Auch Heilfasten kann ein guter Einstieg in ein verändertes Essverhalten und neues Gesundheitsbewusstsein sein. In Reha-Kliniken können übergewichtige Menschen unter ärztlicher Aufsicht und mit einer Kostenübernahme durch die Krankenkassen gesund Gewicht reduzieren. 

Tipps für den Alltag mit Adipositas

  • Lass dich professionell unterstützen, z. B. im Rahmen einer Ernährungsberatung, einer speziellen Rehasportgruppe oder durch Personal Training. Dies unterstützt dich nicht nur bei der Gewichtsabnahme und dem Muskelaufbau, sondern auch mental, falls es einmal zu Rückschlägen kommen sollte. Diese Maßnahmen können dir helfen, die Motivation zu steigern, an deinen Zielen dranzubleiben und diese zu erreichen.
  • Bewege dich auch im Alltag mehr, nicht nur beim Sport. Ein Fitnesstracker, der Schritte zählt, kann dich daran erinnern, mehr zu gehen. Kleine Wege können eventuell je nach Fitnesszustand auch mit dem Fahrrad statt dem Auto oder zu Fuß erledigt werden. Eventuell kann auch ein Teil der Treppenstufen langsam gegangen werden, statt den Aufzug zu benutzen. 
  • Trinke bei Hungergefühl bzw. Appetit zunächst ein Glas Wasser und checke, ob du vielleicht vor allem Durst hast.
  • Versuche, regelmäßige Essenszeiten zu etablieren und insgesamt einen geregelten Tagesablauf zu haben. Ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus und ein geregelter Alltag mit einer guten Work-Life-Balance können dabei helfen.
  • Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Mindfulness-Based Stress-Reduction (MBSR) und eine Verhaltenstherapie können helfen, die Körperwahrnehmung zu schulen und Gefühle von Stress, Angst und Überforderung abzubauen. 
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