Bei einer PAVK ist es besonders wichtig, die Arterien gesund zu halten – wichtig auch in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung. Wir geben Tipps, wie das im Alltag gelingt und warum ein gezieltes Gehtraining sogar neue Blutgefäße wachsen lässt.
Was ist periphere arterielle Verschlusskrankheit?
Die PAVK ist eine Durchblutungsstörung der Beine, selten sind auch die Arme betroffen. ”Peripher” bezeichnet die äußeren Gliedmaßen. “Arteriell” die vom Herz kommenden Blutgefäße, die Arterien. Bei gesunden Gefäßen versorgt der Blutstrom in den Arterien alle Körperzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen – auch die herzfernen Bereiche: Muskeln, Haut und das Nervengewebe der äußeren Extremitäten.
Ist die Durchblutung gestört, leiden Betroffene besonders bei körperlicher Anstrengung unter starken Schmerzen in den Beinen, die immer häufiger zu Gehpausen zwingen. Deshalb nennt man die PAVK im Volksmund auch ”Schaufensterkrankheit”, weil Betroffene zum Verschnaufen vor den Auslagen stehen bleiben. Einige auch, um ihre körperliche Beeinträchtigung damit zu kaschieren.
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Angiologie leiden rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland an dieser Erkrankung, Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Ursachen, Auslöser und Risikofaktoren
Bei über 90 Prozent aller PAVK-Erkrankten ist Arterienverkalkung (Arteriosklerose) die Ursache. Wenn sich an den Innenwänden der Arterien Ablagerungen (Plaques) bilden, sprechen Mediziner:innen von Arteriosklerose oder Arterienverkalkung. Die Ablagerungen setzen sich aus Blutfetten, aber auch aus Bindegewebe und Mineralien wie Calciumphosphat zusammen. Der Prozess beginnt mit der Einwanderung von Entzündungszellen, dann dringen Lipide sowie Cholesterinkristalle ein und setzen sich dort fest, bis die Gefäße steinhart werden – wie Kalk. Daher stammt der umgangssprachliche Name “Arterienverkalkung”.
Nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen liegen andere Ursachen für eine PAVK vor, wie rheumatische Erkrankungen, Embolien, Gefäßentzündungen oder -verletzungen. Die wichtigsten Risikofaktoren für eine PAVK sind:
- Nikotin
- Erhöhte Blutfettwerte
- Diabetes mellitus Typ 1 und 2
- Bluthochdruck
- Bewegungsmangel
Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Symptome
Nach dem Schweregrad der Symptome wird PAVK in verschiedene Stadien eingeteilt.
- Stadium I: Die PAVK verursacht keine Symptome, kann sich aber durch gelegentlich kalte Beine bemerkbar machen.
- Stadium II a: Krampfartige, stechende Schmerzen in den Waden bei längeren Wegstrecken, die nach einer kurzen Ruhepause wieder verschwinden. Strecken über 200 Meter können fußläufig bewältigt werden.
- Stadium II b: Die Häufigkeit und Intensität der Schmerzen nimmt zu. Die Gehstrecke liegt unter 200 Metern.
- Stadium III: Schmerzen auch im Ruhezustand. Weitere Einschränkungen der Mobilität.
- Stadium IV: Das Gewebe ist sichtbar geschädigt. Es kommt zu Wundheilungsstörungen und Absterben von Gewebe. Im schlimmsten Fall ist eine Amputation der betroffenen Gliedmaßen notwendig.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Wann zum Arzt oder zur Ärztin?
Das Tückische ist, dass eine PAVK anfangs kaum Beschwerden verursacht. Wenn die ersten typischen krampfartigen Schmerzen in den Waden auftauchen, sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Bei Männern kann eine Erektionsstörung ein Warnsignal sein. Bei schweren und schmerzenden Beinen oder Taubheitsgefühlen zur Sicherheit die Beschwerden abklären lassen.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Diagnose
Eine PAVK lässt sich in der Regel ohne Schwierigkeiten diagnostizieren. Folgende Untersuchungsmethoden stehen zur Verfügung:
- Anamnese
- Vergleichende Blutdruckmessung an Oberarm und Fußknöcheln: Bestimmung des sogenannten Knöchel-Arm-Index
- Doppler-Ultraschall
- Farbkodierte Duplexsonographie (FKDS)
- Intraarterielle Angiographie (DSA)
- Computertomographische Angiographie (CTA)
- Kontrastangehobene MR-Angiographie (ceMRA)
Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Therapie
Patient:innen im Stadium I und II a werden meistens konservativ behandelt, das heißt: ohne Operation. Ein gesünderer Lebensstil, eine Reduktion der Risikofaktoren sowie gezieltes Gehtraining gehören zu den ersten Maßnahmen. Um den Blutfluss zu verbessern, werden darüber hinaus häufig diese Medikamente verordnet:
- Blutdrucksenker: Es stehen verschiedene Wirkstoffklassen zur Verfügung, die den Blutdruck über verschiedene Mechanismen hemmen.
- Cholesterin-Senker (Statine): Sie senken hohe LDL-Cholesterinwerte im Blut.
- Gerinnungshemmer: Sie verhindern, dass das Blut verklumpt und beugen so Blutgerinnseln vor, die die Bein- bzw. Beckenarterien verstopfen können.
- Falls zusätzlich ein Diabetes besteht, ist es wichtig, dass dieser gut medikamentös eingestellt ist.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Kathetertherapie
In den frühen Stadien der Erkrankung reicht ein schonender, minimalinvasiver Eingriff mit dem Katheter meistens auf, um das verengte Gefäß zu weiten. Der Eingriff wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Die Ärztin oder der Arzt führt einen dünnen Kunststoffschlauch (Katheter) mit einem zusammengefalteten Ballon in das betroffene Gefäß ein und bläht den Ballon dort auf. Dadurch weitet sich die Ader und das Blut kann wieder ungehindert fließen. Der Ballon wird zusammen mit dem Katheter wieder entfernt. Meist setzt man gleichzeitig einen Stent ein, der verhindern soll, dass das Gefäß wieder zugeht. Fast alle Stents sind heute mit Medikamenten beschichtet, die das Risiko einer Narbenbildung in den Gefäßinnenwänden verringern – und eine erneute Verengung innerhalb des Röhrchens verhindern. Der Eingriff ist nur mit einem kurzen stationären Aufenthalt verbunden und wenig belastend für die Betroffenen.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Operation
In fortgeschrittenen Fällen ist eine Operation erforderlich, etwa wenn die Beine ständig schmerzen, Wunden an der schlecht durchbluteten Stelle nicht heilen und eine Kathetertherapie nicht möglich ist. Dann öffnen Chirurg:innen die verengte oder verschlossene Arterie oder legen einen Bypass um die Engstelle. Als Material eignen sich körpereigene Venen oder ein Kunststoffschlauch.
PAVK: So halten Sie die Arterien gesund
Mit einfachen Mitteln können Betroffene weiteren Schädigungen der Gefäße und deren Folgen selbst entgegenwirken.
- Auf Nikotin verzichten: Zigaretten gelten als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung einer PAVK. Raucher leiden etwa dreimal häufiger unter der arteriellen Durchblutungsstörung als Nichtraucherinnen. Viele Krankenkassen bieten Raucherentwöhnungskurse an.
- Regelmäßiges Gehtraining: Regt die Durchblutung an und fördert die Bildung neuer, sogenannter Umgehungsgefäße, über die der Blutfluss umgeleitet wird.
- Bluthochdruck senken: Bluthochdruck ist für die Arterien eine mechanische Belastung, die langfristig zu winzigen Verletzungen an der Gefäßinnenwand führt und die Arterienverkalkung begünstigt. Ein normaler oder gut eingestellter Blutdruck beugt Schäden vor.
- Diabetes kontrollieren: Diabetiker:innen sind sind drei- bis fünfmal häufiger von einer PAVK betroffen als Nichtdiabetiker:innen. Daher ist ein gut eingestellter Diabetes wichtig bei der Therapie von Durchblutungsstörungen.
- Blutfettwerte im Auge behalten: Fettstoffwechselstörungen erhöhen die Gefahr von Arterienverkalkung. Speziell das ”schlechte” LDL-Cholesterin sollte laut neueren Leitlinien bei PAVK-Patienten unter 70 mg/dl liegen.