Insemination – Was ist das?
Die Insemination ist das einfachste und risikoärmste Verfahren der künstlichen Befruchtung. Dabei werden die Spermien des Mannes direkt in den Genitaltrakt der Frau geleitet. Durch diese künstlich herbeigeführte Samenübertragung soll die Befruchtung erleichtert werden.
Die künstliche Übertragung der Spermien kann mit entsprechenden Hilfsmitteln bequem zu Hause durchgeführt werden. Die Intrauterine Insemination (IUI) erfolgt hingegen immer beim Facharzt. Bei der Heiminsemination wird der Samen in die Scheide eingebracht. Bei der IUI hingegen wird männliches Sperma über einen Katheter direkt in die Gebärmutter geleitet.
Formen der Insemination
Insemination zu Hause
Bei der Insemination ohne ärztliche Hilfe wird der männliche Samen mit entsprechenden Hilfsmitteln in die Scheide eingeführt. Dazu brauchst Du eine Inseminationsspritze oder eine Inseminationskappe, einen Becher zum Auffangen der Spermien sowie einen Trichter. Um die Spritze oder Kappe richtig einsetzen zu können, solltest Du vor der eigentlichen Anwendung etwas üben.
Nachdem das frische Sperma im Becher aufgefangen wurde, kannst Du es mit der Inseminationsspritze aus Plastik oder der Besamungskappe in die Scheide einführen. Die Insemination sollte im Liegen stattfinden. Wichtig ist, dass Du nach der Behandlung noch 30 Minuten liegen bleibst, um die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung zu erhöhen.
Wann ist die Insemination zu Hause durchzuführen?
Der richtige Zeitpunkt für die Insemination zu Hause ist der Zeitpunkt 2 bis 5 Tage vor dem Eisprung, denn dann hast Du eine gute Chance, schwanger zu werden. Den Eisprung kannst Du mit einem Fruchtbarkeitsrechner ermitteln. Um den Eisprung zu bestimmen, kannst Du aber auch Deinen natürlichen Zyklus beobachten. Notiere dazu regelmäßig den Beginn Deiner Periode. Etwa in der Mitte des Zyklus‘ findet der Eisprung statt.
Intrauterine Insemination (IUI)
Bei einer IUI-Behandlung durch einen Arzt hast Du bessere Chancen schwanger zu werden. Dies gilt vor allem dann, wenn Du zusätzlich noch eine Hormontherapie machst. Die intrauterine Insemination ist eine Kinderwunschbehandlung der allerersten Stunde. In einem Kinderwunschzentrum wird der Samen durch einen dünnen Katheter direkt in die Gebärmutter (Uterus) geleitet. Auf die Art haben auch weniger bewegliche Spermien die Möglichkeit, die Eizelle zu erreichen.
Für wen ist eine Insemination geeignet?
Die Insemination kommt in der Regel zum Einsatz, wenn die Fruchtbarkeit beim Mann oder bei der Frau nur leicht eingeschränkt ist. In folgenden Fällen ist die Samenübertragung angezeigt:
- Bei unklarer Ursache für die Unfruchtbarkeit
- Bei Zyklusstörungen
- Bei leicht verminderter Spermienzahl
- Bei leicht eingeschränkter Spermienqualität (z.B. wenig bewegliche oder intakte Spermien)
- Wenn das Paar keinen Geschlechtsverkehr hat (z.B. durch eine HIV-Erkrankung)
- Bei Endometriose (Wachstum von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter)
- Bei Fehlbildungen des Gebärmutterhalses
- Bei undurchlässigem Zervixschleim
- Wenn eine alleinstehende Frau oder homosexuelle Frau sich ein Kind wünscht
Für eine Insemination müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Die Frau hat durchgängige und funktionsfähige Eileiter
- Die Gebärmutterschleimhaut kann sich aufbauen
Homologe vs. heterologe Insemination
Die Insemination mit dem Sperma des eigenen Partners kommt am häufigsten vor. Diese Variante wird in der Fachwelt auch als homologe Insemination bezeichnet. Wird eine IUI mit fremden Spermien durchgeführt, sprechen Mediziner von einer heterologen oder donogenen Insemination. Die Samenübertragung mittels Samenspende kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn:
- Der Mann eine Erbkrankheit nicht weitergeben möchte
- Der Mann unfruchtbar ist (keine oder kaum Spermien vorhanden sind)
- Eine alleinstehende Frau sich ein Kind wünscht
- Eine homosexuelle Frau sich ein Kind wünscht
Alternative Verfahren der künstlichen Befruchtung
Hat ein Mann zu wenige befruchtungsfähige Spermien, bleibt eine Insemination in der Regel erfolglos. Dann verhilft womöglich die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) der Frau zu einer Schwangerschaft. Bei dieser Behandlung wird eine intakte männliche Samenzelle direkt in die weibliche Eizelle injiziert. Dadurch können auch Männer mit wenigen beweglichen Spermien womöglich ein Kind zeugen. Auch die In-Vitro-Fertilisation (IVF), bei der die Befruchtung von Eizelle und Samenzelle in der Petrischale stattfindet, kann bei geringer Spermienqualität zu einer Schwangerschaft führen.
Intrauterine Insemination Ablauf
Hormonelle Stimulation bei der IUI
Die Intrauterine Insemination kann im spontanen Zyklus auch ohne Hormontherapie erfolgen. In diesem Fall ist eine IUI-Behandlung auch in einer frauenärztlichen Praxis möglich. Meist wird sie aber mit einer Hormongabe kombiniert. Denn häufig müssen hormonelle Störungen ausgeglichen werden, die sich hemmend auf die Eizellreifung und den Eisprung auswirken. Die hormonelle Therapie erfolgt immer unter ärztlicher Aufsicht und kann nur von einem Reproduktionsmediziner veranlasst werden.
Zur Förderung der Eizellreifung und des Eisprungs bekommt die Frau mit Kinderwunsch Gonadotropine als Medikament verabreicht – entweder als Tablette (Clomifen) oder als Injektion. Zu den Gonadotropinen zählen das Follikelstimulierende Hormon (FSH) sowie das Luteinisierende Hormon (LH). Ersteres fördert die Reifung der Eizellen, letzteres löst den Eisprung aus.
Kontrolle der Medikation bei Hormontherapie
Während der Hormonstimulation kontrollieren Ärzte regelmäßig den Hormonstatus, um jeweils die adäquate Dosis an Hormonen bestimmen zu können. Denn bei einem Überschuss an Hormonen kann es zu erheblichen Nebenwirkungen wie dem ovariellen Überstimulationssyndrom kommen. Um dieses zu verhindern werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Ultraschalluntersuchungen über die Scheide
- Blutuntersuchung
Spermienaufbereitung bei der IUI
Bevor die Intrauterine Insemination erfolgen kann, muss der Partner frisches Sperma durch Masturbation gewinnen. Vor dem Einsatz wird das Sperma im Labor aufbereitet. Das bedeutet, dass es nach der Gewinnung gereinigt und von der Samenflüssigkeit getrennt wird. Außerdem werden die befruchtungsfähigen Spermien herausgefiltert. Denn nur mit den besten Spermien ist es möglich, dass sich bei der Frau eine Schwangerschaft einstellen kann. Alternativ können auch tiefgefrorene Spermien zum Einsatz kommen. Die Reinigung des Spermas ist wichtig, damit sich keine schwangerschaftshemmenden Stoffe wie Keime mehr darin befinden.
Die Insemination – Samenübertragung in die Gebärmutter
Sind alle Vorbereitungen getroffen und das Sperma vom Partner ist vorhanden, kann die eigentliche Behandlung erfolgen. Mithilfe eines flexiblen Katheters wird das Sperma des eigenen Partners zum Zeitpunkt des Eisprungs in die Gebärmutter eingebracht. Im Idealfall befruchtet die Samenzelle dann die Eizelle im Eileiter, sodass sich eine Schwangerschaft einstellt. Der Vorgang der künstlichen Befruchtung bedarf keiner Narkose, da er in der Regel schmerzfrei ist.
Insemination Erfolgsquote
Die Insemination hat eine Erfolgsquote von 8 bis 20 % pro Zyklus. Die Erfolgschance, durch Insemination schwanger zu werden, steigt mit jedem weiteren Versuch. Bis zu 80 % der Paare können sich nach 3 bis 4 Behandlungen über eine Schwangerschaft freuen. Diese gute Erfolgsaussicht gilt aber nur für Frauen bis zum vollendeten 35. Lebensjahr. Danach schrumpfen die Erfolgschancen auf etwa 4 % pro Behandlungszyklus. Denn die Chance, schwanger zu werden, nimmt auch bei der künstlichen Befruchtung mit fortschreitendem Alter der Frau ab. Ärzte empfehlen Frauen bis 35, bis zu 6 Behandlungszyklen vornehmen zu lassen. Ist die Frau älter als 35 Jahre, sollte sie sich aber nach 3 Zyklen für ein anderes Verfahren entscheiden. Das kann dann beispielsweise die In-Vitro-Fertilisation (IVF) sein.
Die Schwangerschaftsrate fällt bei der Intrauterinen Insemination besser aus als bei der Insemination zu Hause. Zusätzlich steigern lässt sich der Erfolg der IUI noch durch die hormonelle Stimulation. Hier sollen die Gonadotropin-Injektionen den Clomifentabletten überlegen sein, was die Erfolgsquote betrifft.
Insemination Kosten
Die Kosten für eine IUI liegen zwischen 300 und 1000 Euro. Mindestens 50 % der Kosten werden aber von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Dies gilt aber nur unter folgenden Bedingungen:
- Das Paar ist verheiratet
- Die Frau ist zwischen 25 und 39 Jahre alt
- Der Mann ist zwischen 25 und 49 Jahre alt
Erfüllt ein Paar diese Voraussetzungen, kann es im Vorfeld der Behandlung einen Antrag auf Kostenbeteiligung stellen. Dann werden die Kosten anteilig für bis zu 8 Zyklen einer Insemination mit Clomifentabletten oder bis zu 3 Zyklen mit Hormoninjektionen übernommen.
Risiken der Insemination
Die Insemination weist von allen Verfahren der künstlichen Befruchtung die geringsten Risiken auf. Durch die hormonelle Therapie zur Eizellreifung kann es in seltenen Fällen zum ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) kommen. Bei der Überreaktion der Eierstöcke auf die verabreichten Gonadotropine werden Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Wasseransammlungen im Bauchraum, in Herz oder Lunge beobachtet. In extremen Einzelfällen kann aus dem OHSS eine Thrombose mit der Folge eines Schlaganfalls oder einer Lungenembolie resultieren.
Wie auch bei der IVF ist außerdem das Risiko für eine Mehrlingsschwangerschaft erhöht. Denn durch die Hormontherapie können mehrere Eizellen heranreifen und befruchtet werden. Bei einer Mehrlingsschwangerschaft steigt das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie eine Frühgeburt, die ihrerseits diverse Komplikationen nach sich ziehen kann. Auch ist das Risiko für eine Fehlgeburt bei einer Schwangerschaft durch Insemination mit kombinierter Hormontherapie erhöht.
Weitere mögliche Nebenwirkungen einer Insemination mit vorheriger Hormontherapie sind:
- Schmierblutungen
- Ausfluss
- Kopfschmerzen
- Verschwommenes Sehen
- Magen-Darm-Beschwerden
Erhöhtes Krebsrisiko durch Hormontherapie bei Insemination?
Ob die mehrmalige Hormonstimulation langfristig ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs oder Eierstockkrebs birgt, ist in der Fachwelt umstritten. Es existieren sowohl Studien, die Hinweise für einen Zusammenhang liefern. Es gibt aber auch Studien, die die Ursache für Eierstockkrebs in den hormonellen Ungleichgewichten sehen, die zu einer eingeschränkten Fruchtbarkeit führen. Um die Zusammenhänge eindeutig zu klären, sind weitere wissenschaftliche Untersuchungen nötig.