Hämorrhoiden: Ursachen, Symptome und Behandlung

Gelegentlich erscheint hellrotes Blut auf dem Stuhl oder Toilettenpapier und manchmal juckt oder brennt es am Hintern? Das könnten die ersten Anzeichen von vergrößerten Hämorrhoiden sein. Ein Hämorrhoidalleiden ist weit verbreitet und dennoch ein Tabuthema. Niemand spricht gerne darüber, wenn die gut durchbluteten Gesäßpolster am Ausgang des Enddarms Beschwerden bereiten.

Hämorrhoiden
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Zu Beginn lassen sich Hämorrhoiden gut symptomatisch mit Schmerzmitteln oder Heilpflanzen in Form von Salben, Cremes oder Zäpfchen behandeln. Im späteren Stadium bleibt häufig nur eine operative Entfernung. Hier erfährst du alles über Hämorrhoiden.

Was genau sind Hämorrhoiden?

Ohne Hämorrhoiden wären wir inkontinent – wir könnten also weder Urin noch Stuhl halten und kontrolliert abgeben. Hämorrhoiden sind ganz natürlich vorkommende Schwellkörper im Analkanal, die aus einem Geflecht von Blutgefäßen bestehen und unseren Enddarm verschließen. 

Sind die gut durchbluteten Schwellkörper erweitert oder vergrößert, büßen sie ihre abdichtende Funktion ein und Flüssigkeit kann nach außen auf die sensible Haut im Analbereich dringen. Vergrößern sich die Schwellkörper und weiten sie sackartig aus, können sie Beschwerden wie Jucken oder Brennen hervorrufen. In diesem Fall sprechen Ärzt:innen von einem sogenannten Hämorrhoidalleiden, im allgemeinen Sprachgebrauch wird nur von Hämorrhoiden gesprochen.

In westlichen Industriestaaten gelten Hämorrhoiden als eine sehr häufige Erkrankung (Volkskrankheit). Etwa drei Millionen Menschen suchen jährlich wegen schmerzhaft vergrößerter Hämorrhoiden eine Arztpraxis auf, ca. 1,5 % davon werden mutmaßlich operiert. Genauere Studiendaten liegen dazu allerdings nicht vor, man geht von einer hohen Dunkelziffer aus, denn trotz der Häufigkeit ist den Betroffenen das Thema rund um den Hintern unangenehm. 

Beschwerden im Analbereich sind für viele Menschen nach wie ein Tabuthema. Schamgefühle verhindern den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin, dabei handelt es sich zu Beginn um ein eher harmloses Problem. Im fortgeschrittenen Stadium wird es dann unangenehm.

Krankheitsverlauf in vier Stadien

Je größer die Schwellung der Hämorrhoiden wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie aus dem After herausgedrückt werden. Mediziner:innen sprechen dann von einem Prolaps. Abhängig von der Größe und Ausprägung der Hämorrhoiden werden vier Krankheitsstadien unterschieden:

  • Stadium 1: Vergrößerte, noch nicht sichtbare Hämorrhoiden.
  • Stadium 2: Hämorrhoiden treten nach dem Stuhlgang aus dem After hervor und danach wieder zurück.  
  • Stadium 3: Hämorrhoiden können spontan aus dem After herausrutschen, ziehen sich nicht von alleine zurück, sondern nur durch Hilfe per Hand.
  • Stadium 4: Hämorrhoiden treten dauerhaft hervor und lassen sich nicht mehr per Hand zurückschieben (Prolaps).

Hämorrhoiden: Ursachen, Auslöser und Risikofaktoren

Hämorrhoiden sind erweiterte arterielle Gefäße. Wie sie genau entstehen, darüber sind sich Wissenschaftler:innen noch uneins. Die lange geltende Vorstellung davon, dass Krampfadern ähnlich wie Krampfadern (Varizen) entstehen, gilt heutzutage als veraltet. 

Die häufigsten Theorien zu den Ursachen von Hämorrhoiden umfassen Veränderungen der Blutgefäße, des Bindegewebes und der Muskulatur.  

Mögliche Ursachen und Risikofaktoren im Überblick:

  • fehlerhafte Ernährung (ballaststoffarm, scharfe Gewürze)
  • Chronische Verstopfung (Obstipation) und Faktoren, die dazu führen
  • Übergewicht 
  • Bewegungsmangel
  • Falsches Stuhlverhalten (Nachpressen, zu lange Verweildauer auf dem WC)
  • Entzündliche Faktoren
  • Schwangerschaft

Verstopfung und zu wenig Bewegung gelten als Risikofaktoren. Denn ohne ausreichend Bewegung im Alltag wird der Darm träge, beim Stuhlgang muss stärker gepresst werden, wodurch sich die Hämorrhoiden verstärken können. Scharfe Gewürze können bei bereits vorhandenen Hämorrhoiden Beschwerden beim Stuhlgang auslösen.

Hämorrhoiden: Symptome

Kennzeichnend für Hämorrhoiden sind Symptome wie Juckreiz, Brennen und Nässen im Analbereich, nässende Hautausschläge (Ekzeme), Blutabgänge und Schmerzen beim Stuhlgang, schleimiges Stuhlschmieren und Geschwüre im Analbereich. 

Zudem können hellrote Blutauflagerungen auf dem Stuhl oder auf dem Toilettenpapier auftreten und teilweise besteht auch ein Fremdkörpergefühl im Analkanal mit dem Gefühl einer unvollständigen Stuhlentleerung. Häufig bereiten die Hämorrhoiden jedoch keine Beschwerden. Die Symptome können vielfältig sein und teilweise auch bei anderen Erkrankungen des Enddarms- und der Analregion auftreten. 

Mediziner:innen ordnen die Symptome von Hämorrhoiden vier Krankheitsstadien zu – die Beschwerden und Schmerzen verstärken sich, je weiter das Hämorrhoidalleiden voranschreitet:

  • Symptome im Stadium 1: Helle Blutauflagerungen auf dem Stuhl oder Toilettenpapier, die keine Schmerzen verursachen. Die Hämorrhoiden sind nicht sichtbar.
  • Symptome im Stadium 2: Verstärkte Blutungen aus dem After (Blut kann heraustropfen). In diesem Stadium drücken oder wölben sich während des Pressens bei der Stuhlentleerung die Gefäßpolster durch den After nach außen, gleiten anschließend aber spontan wieder zurück. 
  • Symptome im Stadium 3: Die Gefäßpolster gleiten nicht mehr von alleine nach der Stuhlentleerung in den After zurück, sondern müssen mit dem Finger manuell zurückgedrückt werden. Hier können Schleimabsonderungen, Stuhlschmieren, Entzündungen und Schwellungen, ein Gefühl der unvollständigen Entleerung sowie ein quälender Juckreiz bestehen.
  • Symptome im Stadium 4: Symptome wie im Stadium 3. Ein manuelles Zurückdrücken der Hämorrhoiden in den Analkanal ist nicht mehr möglich, wenn die Hämorrhoiden dauerhaft vorgefallen und eingeklemmt sind.

Gut zu wissen: Schmerzen bestehen vor allem bei gleichzeitig vorliegenden Rissen der Analschleimhaut oder Abszessen. 

Hämorrhoidalleiden: Folgen und Komplikationen 

Unbehandelt schreitet der Krankheitsverlauf immer weiter fort. Neben Blutungen und Juckreiz können mit der Zeit weitere Komplikationen auftreten:

  • Analekzem: Juckende, nässende Hautstellen um den After herum
  • Schmerzhafter Afterriss (Analfissur)
  • Röhrenförmige Verbindungen (Analfisteln), die vom Darm bis zur Hautoberfläche führen.
  • Infektionen und Abszesse, wenn Bakterien aus dem Stuhl in die wunde Haut geraten.
  • Ausbildung von Geschwüren (Ulzerationen) und Nekrosen (totes, abgestorbenes Gewebe)
  • Lokale Blutgerinnsel in Hämorrhoidalknoten. Die Analschleimhaut wölbt sich schmerzhaft vor (Hämorrhoidalthrombose)
  • Blutarmut (Anämie)

Hämorrhoiden: Wann zum Arzt oder zur Ärztin?

Bei Hämorrhoiden lautet die Devise: Je eher, desto positiver für den Krankheitsverlauf. Daher empfehlen wir bei ersten Symptomen wie Juckreiz am After oder bei hellroten Blutauflagerungen auf dem Stuhl oder Toilettenpapier, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Hinter Blutungen können sich auch immer andere ernste Darmerkrankungen verbergen. Bei massiven Blutungen und anderen Komplikationen sollte schnellstmöglich eine Arztpraxis aufgesucht werden.

Hämorrhoiden: Diagnose

Die schulmedizinische Diagnostik erfolgt durch erfahrene Ärzt:innen. Die Analregion wird genau unter die Lupe genommenen (Inspektion), der Analkanal kann mit dem Finger abgetastet (Palpation) und eine Spiegelung des Analkanals (Proktoskopie) und des Mastdarms (Rektoskopie) durchgeführt werden. 

In manchen Fällen wird zusätzlich eine innere Ultraschalluntersuchung des Schließmuskels und der Schleimhaut vorgenommen. Bei bestehenden Schmerzen wird die Untersuchung mit einer kurzen Narkose durchgeführt. Bei Blutbeimengungen beim Stuhlgang wird meist der gesamte Darm gespiegelt (Darmspiegelung), um bösartige Darmerkrankungen auszuschließen. 

Hämorrhoiden: Therapie

Bei der Behandlung von Hämorrhoiden stehen dir eine sogenannte konservative Therapie sowie chirurgische Möglichkeiten zur Verfügung. Das erste und zweite Krankheitsstadium kommt häufig ohne Operation aus. Zu Beginn einer Therapie werden üblicherweise Salben oder Zäpfchen verschrieben, eine Stuhlregulation wird durch eine ballaststoffreiche Ernährung angestrebt. 

Auch eine orale Einnahme von Flavonoiden (Venenmittel) kann möglicherweise hilfreich sein, spielt allerdings gegenwärtig in Deutschland keine Rolle in der Standardbehandlung. 

Bei fortgeschrittenen Hämorrhoiden mit deutlichem Leidensdruck – oder auch bei Nichtansprechen der konservativen Therapie, kommen interventionelle Verfahren oder Operationen zum Zuge:

  • Interventionelle Verfahren: Es kann eine Verödung (Sklerosierung) oder Gummibandligatur (Abschnürung) durchgeführt werden. 
  • Operation: Ziel ist es, die Hämorrhoiden vollständig zu beseitigen. 

Gut zu wissen: Auch nach einer erfolgreichen Behandlung können Hämorrhoiden nach Jahren wieder auftreten und eine erneute Therapie nötig machen. 

Medikamentöse Behandlung mit Salben und Zäpfchen

Verursachen Hämorrhoiden leichte bis mittelschwere Schmerzen, können die Beschwerden mit schmerzstillenden, betäubenden und entzündungshemmenden Salben oder Zäpfchen gelindert werden. In Ausnahmefällen kommen auch kortisonhaltige Präparate zum Einsatz. Die medikamentöse Behandlung lindert kurzfristig die Symptome, behebt jedoch nicht die Ursache der Hämorrhoiden. Es gibt spezielle Hämorrhoidensalben mit den chemischen Wirkstoffen Benzocain, Cinchocain oder Lidocain.

Hämorrhoidektomie und andere operative Verfahren 

Bei Hämorrhoiden im dritten und vierten Stadium oder bei unzureichender Besserung im Stadium I und II ist eine operative Entfernung unter Voll- oder Rückenmarksnarkose das Mittel der Wahl. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet Hämorrhoidektomie. Je nach Größe und Lokalisation der Hämorrhoiden werden unterschiedliche Operationsverfahren angeboten. 

Der Eingriff kann sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden und dauert etwa 30 Minuten. Die behandelnden Ärzt:innen besprechen im Vorfeld die optimale Technik. Es gibt vielfältige Methoden:

  • Stapler-Methode mit Klammernahtgerät, z.B. nach Longo
  • Hal-Methode: Hämorrhoidalarterienligatur
  • RAR-Methode: Rekto-Anale-Pexie, Rekto-Anal-Repair oder DGM
  • Rekonstruktive Hämorrhoidektomie nach Fansler-Arnold
  • Offene Hämorrhoidektomie nach Milligan-Morgan
  • Geschlossene Hämorrhoidektomie nach Ferguson
  • Hämorrhoidektomie nach Parks
  • Hämorrhoidektomie nach Whitehead

Ernährung bei Hämorrhoiden

Auch wenn die genauen Ursachen von Hämorrhoiden nicht vollständig geklärt sind, spielen Ernährungsgewohnheiten und der Stuhlgang vermutlich eine wichtige Rolle. Verstopfung sollte vermieden werden. Mit einer bestimmten Ernährungsweise kannst du den Stuhl weich halten und regulieren. 

Bei Hämorrhoiden hat sich eine ballaststoffreiche Ernährung mit frischem Obst und Gemüse und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von zwei Litern am Tag als günstig erwiesen. Wer zu Verstopfungen neigt, sollte besonders auf die tägliche Trinkmenge achten, damit der Darm optimal arbeiten kann.

Ballaststoffreiche Nahrungsmittel 

Die empfohlene tägliche Ballaststoffmenge liegt bei etwa 30 bis 50 Gramm. Eine Ernährungsumstellung benötigt eine gewisse Zeit, um den Darm an die Ballaststoffe zu gewöhnen und Blähungen sowie Druck- und Völlegefühl zu vermeiden. Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen sind:

  • Haferflocken
  • Hülsenfrüchte (Schwarz-, Mungo-, Sojabohnen, Linsen, Erbsen) 
  • Nüssen, Samen
  • Obst (Äpfel, Himbeeren, Kiwis, Johannisbeeren, Orangen, Guaven, Birnen, Rhabarber und Stachelbeeren)
  • Gemüse (Kohl, Spinat)
  • Vollkornbrot, Roggenmischbrot, Pumpernickel
  • Getreideflocken 

Empfehlung: Ballaststoffarme Lebensmittel wie z. B. Weißbrot, hellen Reis und Fleisch möglichst reduzieren. Auch scharfe Gewürze können Brennen und Juckreiz verstärken. 

Heilpflanzen bei Hämorrhoiden

Eine sehr bewährte Heilpflanze bei Hämorrhoiden ist die virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana). Aber auch andere Heilpflanzen, z. B. Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) oder Mäusedorn (Ruscus aculeatus) entfalten eine gefäßverengende, zusammenziehende (adstringierende) und entzündungshemmende Wirkung. Bei Hämorrhoiden kommen die Wirkstoffe der Heilpflanzen nicht in Form eines Heiltees zum Einsatz, sondern in Form von Salben, Cremes, Zäpfchen, Analtampons oder als Sitzbäder.

  • Virginische Zaubernuss (Hamamelis): Die Kommission E (Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte – BfArM) und die ESCOP (Europäischer Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie) befürworten die Anwendung von Hamamelis-Zubereitungen äußerlich bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute, bei Hämorrhoiden und Krampfaderbeschwerden.
  • Rosskastanie (Aesculus hippocastanum): Sowohl die Kommission E und die ESCOP sprechen sich u. a. für die Anwendung von Rosskastaniensamen bei Hämorrhoiden und Juckreiz aus. 
  • Mäusedorn (Ruscus aculeatus): Auch hier liegen Bewertungen verschiedener Institutionen wie Kommission E und ESCOP für die Anwendung bei juckenden und brennenden Hämorrhoiden vor. 

Hausmittel und Tipps für den Alltag bei Hämorrhoiden

Bereiten Hämorrhoiden keine Beschwerden, kannst du mit allgemeinen Maßnahmen und Hausmitteln versuchen, ein Fortschreiten des Hämorrhoidalleidens zu stoppen. Viele Tipps für den Alltag können dir darüber hinaus helfen, Hämorrhoiden vorzubeugen:

  • Gewicht reduzieren bei Übergewicht
  • Eine Stuhlregulation bei chronischer Verstopfung anvisieren (Ernährung, Bewegung).
  • Falsches Stuhlverhalten ändern: Lange Zeiten auf der Toilette vermeiden, nicht zu stark pressen während des Stuhlgangs, optimale Hocksituation praktizieren. Dafür ist ein kleiner Hocker hilfreich, um während des Stuhlgangs die Beinposition zu erhöhen und damit die Stuhlentleerung zu erleichtern.
  • Sorgfältige Analhygiene durchführen, z. B. gründliches Waschen der Analregion mit seifenfreien Produkten nach jedem Stuhlgang. Trotzdem übermäßige Hygiene meiden.
  • Maßnahmen gegen Verstopfung ergreifen: z. B. eignen sich ballaststoffreiche Flohsamen, die durch Quellvermögen die Darmtätigkeit sanft regulieren.
  • Risikofaktor Bewegungsmangel mit Sport und mehr Aktivität im Alltag beheben. Bewegung aktiviert die Darmtätigkeit, was wiederum Verstopfungen vorbeugt. Regelmäßiges Schwimmen, Radfahren, Wandern und gezielte Gymnastikübungen stärken zudem das Bindegewebe und trainieren den Schließmuskel und beugen somit Hämorrhoiden vor. 
  • Sitzbäder mit entzündungshemmenden Kamillenblüten (50 bis 100 Gramm) und Eichenrinde (100 bis 300 Gramm), um den quälenden Juckreiz im Analbereich zu lindern. Beide Zutaten werden jeweils in 500 ml Wasser angesetzt und 30 Minuten ziehen gelassen. Beide Aufgüsse dem Badewasser zufügen.
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