Die beste Behandlung bei Bluthochdruck ist, seine Blutdruckwerte im Griff zu haben. Welche Werte normal sind, wie Ärzt:innen heute eine Hypertonie behandeln und was Betroffene selbst tun können, um den Blutdruck natürlich zu senken.
Was ist Hypertonie?
Mit jedem Schlag pumpt unser Herz etwa 80 Milliliter Blut in die Hauptschlagader, die sich in immer kleinere Arterien verzweigt, um jede Zelle des Körpers mit Sauerstoff zu versorgen. Als Richtwert für den gesunden Blutdruck gilt: Im entspannten Sitzen sollte der systolische Wert bei 120 und der diastolische bei 80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) liegen. Der systolische Wert misst den maximalen, der diastolische den niedrigsten Druck in den Blutgefäßen. Ausgehend von den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO gelten Werte ab 140/90 mmHg als erhöht.
Hypertonie: Ursachen
Neben dem Hauptfaktor Alter sind bei den meisten der Betroffenen die Ursachen des Bluthochdrucks nicht eindeutig festzustellen. Eine Reihe von Faktoren begünstigt die Entstehung von Bluthochdruck.
- Alter: Mit steigendem Alter lässt die Elastizität der Blutgefäße nach, sie werden steifer. In der Folge muss das Herz stärker pumpen.
- Übergewicht steigert infolge des erhöhten Blutvolumens im Körper vermutlich auch
den Blutdruck. Besonders gefährdet sind Menschen mit Bauchfettleibigkeit. Der Bauchumfang sollte bei Männern deshalb weniger als 102 Zentimeter, bei Frauen weniger als 88 Zentimeter betragen.
- Bewegungsmangel kann zu Übergewicht und in der Folge zu Bluthochdruck führen.
- Alkohol erhöht schon in geringen Mengen den Blutdruck. Durch Alkoholkonsum wird das vegetative Nervensystem aktiviert, die Herzfrequenz, genauer: die Herzleistung pro Minute, steigt – was sich auch auf den Blutdruck auswirkt.
- Nikotin steigert den Blutdruck kurzfristig um einen Wert von 30 mmHg.
- Belastender Stress scheint den Blutdruck negativ zu beeinflussen. Betroffene mit primärem Bluthochdruck (keine organische Ursache erkennbar) scheiden im Urin unter Stressbedingungen vermehrt Stresshormone, sogenannte Katecholamine, aus. Sie bewirken, dass sich die Muskulatur der Blutgefäße zusammenzieht, der Widerstand im Blutgefäßsystem und damit der Blutdruck steigt. Zudem scheint die Empfindlichkeit gegenüber diesen Stresshormonen erhöht. Etwa jeder zweite Arbeitnehmende hat während der Arbeit erhöhte Blutdruckwerte.
- Kochsalz in großen Mengen kann bei jedem dritten Bluthochdruckkranken den Blutdruck weiter steigern. Wird der Kochsalzverbrauch auf weniger als ein Gramm pro Tag reduziert, sinkt der Blutdruck bei nahezu allen Betroffenen.
- Genetische Faktoren scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen. Wenn ein oder beide Elternteile betroffen sind, haben Kinder ein doppelt bis dreifach erhöhtes Risiko. Sehr selten liegt eine bestimmte Genveränderung zu Grunde. Vermutlich führen erst mehrere Genveränderungen in Verbindung mit anderen Risikofaktoren zu Bluthochdruck.
- Nierenbeckenentzündungen und Tumoren können zu Bluthochdruck führen, ebenso wie eine arteriosklerotische Einengung der Nierenarterien.
- Medikamente können den Blutdruck erhöhen. Dazu gehören Hormonpräparate wie die Antibabypille, Kortisonpräparate und Antirheumatika.
Hypertonie: Symptome
Bluthochdruck verursacht meist keine charakteristischen Beschwerden. Nur bei deutlich erhöhten Werten können Kopfschmerzen, Schwindel, Nasenbluten, Herzrasen oder Ohrensausen auftreten.
Hypertonie: Wann zum Arzt oder zur Ärztin?
Weil Hypertonie in der Regel keine Beschwerden verursacht, sollte der Blutdruck regelmäßig beim ärztlichen Besuch überprüft werden. Aus gutem Grund zählt die Blutdruckmessung zum Standard fast jeder ärztlichen Untersuchung. MedizinerInnen empfehlen, ab dem 40. Lebensjahr mindestens einmal im Jahr den Blutdruck messen zu lassen, ab 50 Jahren halbjährlich. Das ist wichtig, weil ein unerkannt hoher Blutdruck das Herz und die Gefäße schädigt.
Hypertonie: Diagnose
Die Messung des Blutdrucks gehört zu den wichtigsten Diagnosemitteln. Sie kann in der Arztpraxis erfolgen oder als regelmäßige Eigenkontrolle zuhause:
Blutdruckmessung: Hierzu wird meist am Oberarm der arterielle Druck gemessen. Der Arzt bzw. die Ärztin legt eine Manschette oberhalb des Ellenbogens an und pumpt sie langsam auf, dabei werden die Arterien des Armes durch den Druck vorübergehend abgebunden. Die Ärzt:innen hören mit dem Stethoskop über der Oberarmarterie ab, wann das Pulsieren der Arterien im Rhythmus des Herzens auftaucht und wann es zum Schluss wieder verschwindet. Die zu diesen beiden Zeitpunkten angezeigten Werte des Blutdrucks werden notiert.
Langzeitmessung: Weil der Blutdruck schwankt, sind für eine gesicherte Hypertoniediagnose mehrere Messungen nötig, mindestens zwei an verschiedenen Tagen – im Idealfall eine Langzeitmessung über 24 Stunden.
Hypertonie mit Medikamenten behandeln
Reicht eine Änderung der Lebensgewohnheiten nicht aus, und kommen andere Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinzu, wird eine medikamentöse Therapie nötig. Das gilt auch ab einem Blutdruck von 160 mmHg. Dabei stehen den Mediziner:innen vier Wirkstoffklassen zur Verfügung, den den Blutdruck über unterschiedliche Mechanismen senken:
ACE-Hemmer und Sartane: Reduzieren die Wirkung des gefäßverengenden Hormons Angiotensin.
Diuretika: Erhöhen die Salzausscheidung über die Nieren und wirken dadurch entwässernd.
Calciumantagonisten: Sie erweitern die Blutgefäße.
Betablocker: Senken die Herzfrequenz und schützen vor den Auswirkungen des Stresshormons Adrenalin.
Die richtige Dosierung bei Hypertonie finden
Reicht eine Änderung der Lebensgewohnheiten nicht aus, um die Blutdruckwerte nachhaltig zu senken, und kommen andere Risikofaktoren wie Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinzu, werden Ärzt:innen zusätzlich Medikamente verordnen. Es gibt verschiedene Medikamentenklassen, sie alle wirken üblicherweise innerhalb von zwei bis sechs Wochen. Welche Präparate verordnet werden, ist abhängig vom Einzelfall.
Im Rahmen einer Stufentherapie wird der Blutdruck häufig zunächst mit einem Medikament gesenkt. Zeigt dies nicht die gewünschte Wirkung, kommt ein zweites hinzu. Bei einer Kombinationstherapie werden von Beginn an niedrig dosierte Kombinationspräparate eingesetzt: z. B. ein Diuretikum zur beschleunigten Wasserausscheidung und ein ACE-Hemmer. Weil die Wirksamkeit und die Verträglichkeit der Mittel sehr unterschiedlich sind, benötigt eine erfolgreiche Einstellung Geduld.
Obwohl alle Medikamente zur Blutdrucksenkung als nebenwirkungsarm gelten, können Beschwerden auftreten. Vor allem zu Beginn klagen viele Patient:innen über Müdigkeit, Schwindel und Leistungsschwäche, weil sich ihr Körper erst wieder an den normalen Blutdruck gewöhnen muss. Normalerweise gelingt das innerhalb weniger Wochen. Bei ACE-Hemmern kann Reizhusten auftreten, dann wird die Behandlung ggf. auf Sartane umgestellt.
Leichte Hypertonie: Auf einen gesunden Lebensstil setzen
Ein leichter Bluthochdruck kann zunächst über die Änderung des Lebensstils reguliert werden. Folgende Faktoren beeinflussen den Blutdruck günstig:
Übergewicht abbauen: Jedes Kilo weniger senkt den Blutdruck um 1 mmHg, lautet eine Faustregel.
Ernährung umstellen: Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, da das darin enthaltene Kalium den Blutdruck senkt.
Salzverbrauch senken: Salz wirkt bei vielen Menschen blutdrucksteigernd und sollte auf fünf Milligramm pro Tag reduziert werden. Lieber auf frische Kräuter setzen: eine aromatische und gesunde Würze.
Auf Alkohol und Zigaretten verzichten: Beides lässt den Blutdruck ansteigen, darüber hinaus gefährdet Nikotinkonsum Herz und Kreislauf.
Bewegung in den Alltag bringen: Sport wirkt blutdrucksenkend. Wie hoch die individuelle Belastung sein darf, sollten die behandelnden Ärzt:innen nach einer Untersuchung entscheiden.
Stress verringern: Dauerstress macht krank, unter anderem steigt der Blutdruck und die Blutgefäße werden geschädigt. Daher sollte man im Alltag auf regelmäßige Entspannung achten. Bewegung an der frischen Luft, Atemübungen, Yoga und Achtsamkeitsübungen helfen dabei.